Wildpflanzen

Herbstzeitlose am Blatt erkennen: Tipps & Tricks

20. Juli 2024
Sind das Herbstzeilose oder Bärlauch Blätter?
Sind das Herbstzeilose oder Bärlauch Blätter?

Wenn Herbstzeitlose blühen, sind ihre Blüten ein unübersehbares Warnsignal, dass hier eine Giftpflanze wächst. Problematisch wird es im Frühling, wenn nur der Herbstzeitlosen-Blattschopf gedeiht – ausgerechnet zur besten Sammelzeit von Bärlauch. Wer die beiden Pflanzen verwechselt, bezahlt den Irrtum schlimmstenfalls mit einer lebensgefährlichen Vergiftung. Lassen Sie es nicht soweit kommen! Lesen Sie hier die besten Tipps, wie man eine Herbstzeitlose am Blatt erkennt. Auf geht’s!

Das Beitragsbild ist von Hans auf Pixabay

Kurzfassung

Das Blatt der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) ist dickfleischig, hat keinen sichtbaren Mittelnerv und erreicht bis zu 40 cm Länge mit einer kahnförmigen, leicht eingerollten Spitze. Aus einer Sprossachse wachsen mehrere Herbstzeitlose-Blätter linksschraubig verdreht. Im Gegensatz dazu ist ein Bärlauch-Blatt (Allium ursinum) einzeln gestielt, glänzend auf der Oberseite und matt auf der Unterseite, mit einer lanzettlichen, spitz auslaufenden Form. Bärlauch-Blätter sind schlaffer und duften nach Knoblauch.

Herbstzeitlose Blatt Erkennungsmerkmale

Das Blatt von Herbstzeitlose weist verschiedene, eindeutige Eigenschaften aus. Das ermöglicht die Unterscheidung von harmlosen Pflanzen, wie Bärlauch. Der folgende Überblick mit Bild zeigt und nennen Ihnen eindeutige Merkmale, an denen man das giftige Herbstzeitlose-Blatt erkennen kann:

Nahaufnahme von Herbstzeitlose Blättern

Bild von (c) Malgorzata Krolikowska/NABUlnaturgucker – CC BY-SA

Aus einer Sprossachse wachsen mehrere Blätter leicht linksschraubig verdreht, ähnlich wie bei Porree.

Das dickfleischige, steife Herbstzeitlose-Blatt weist keinen sichtbaren Mittelnerv auf.

Ein Blatt wird bis zu 40 cm lang mit einer kahnförmigen, leicht eingerollten Spitze, was die breit-lanzettliche Blattform schmaler erscheinen lässt.

Fragezeichen visualisieren dem Leser, dass eine grüner-daumen-zwischenfrage folgt.

Grüner-Daumen-Zwischenfrage: Wie giftig ist die Herbstzeitlose?

Herbstzeitlose enthalten in allen Pflanzenteilen eine hohe Konzentration des giftigen Alkaloids Colchicin, das Ähnlichkeiten mit Arsen aufweist:

Blüten bis 2,0 %
Samen bis 1,2 %
Knolle bis 0,6 %
Blätter bis 0,4 %

Der Giftgehalt schwankt im Verlauf des Jahres und nimmt mit der Reifung der Samen zu. Fatalerweise bleibt beim Trocknen (Heu) oder Kochen die Giftwirkung vollständig erhalten. Erste Symptome einer Colchicin-Vergiftung treten erst nach 2 bis 6 Stunden auf. Anfangs kommt es zu Schluckbeschwerden und Brennen im Mund- und Rachenbereich. Es folgen Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe und Durchfall. In der nächsten Stufe fallen die Körpertemperatur und der Blutdruck, was in einem Kreislaufkollaps endet. Nach 1 bis 2 Tagen stirbt der Patient an Atemlähmung. Als tödliche Dosis für Erwachsene gelten etwa 20 mg (entspricht 5 g Samen oder 50 g Blätter).

In einer großen Fläche mit Bärlauch-Blättern im Wald steht ein Blatt aufrecht im Gegenlicht, sodass der Mittelnerv gut zu erkennen ist.

Bild von Hans auf Pixabay

Bärlauch Blatt unterscheidet sich sichtbar und fühlbar vom Herbstzeitlose Blatt

Jedes Bärlauch-Blatt ist einzeln gestielt und verbreitert sich abrupt zu einer 2-5 cm breiten und 20-30 cm langen, elliptisch-lanzettlichen Form.

Der Mittelnerv ist stark ausgeprägt.

Die Blattoberseite ist dunkelgrün und leicht glänzend, die -unterseite matt.

Ein Bärlauch-Blatt ist fühlbar schlaffer, als ein dick-steifes Herbstzeitlose-Blatt.

Herbstzeitlose blüht immer ohne Blätter

In einem Beet blühen zahlreiche Herbstzeitlose zwischen Efeu und anderen Stauden

Bild von Keia auf Pixabay

Herausragendes Merkmal der Giftpflanze ist, dass an Herbstzeitlosen die Blüten und Blätter niemals zugleich erscheinen. Wenige Wochen nach der Pflanzzeit, treibt eine Herbstzeitlose ihre Krokus-ähnlichen Blüten aus. Erst im darauf folgenden Frühling, wenn die Blüten längst verwelkt sind, schieben sich die Blätter hervor. Das ist genau der richtige Zeitpunkt, um Herbstzeitlose zu bekämpfen.

Herbstzeitlose von Bärlauch unterscheiden durch Geruchstest

Ein Küchenchef hält Blätter unter seine Nase und schnuppert daran.

Bild von Restaurant Nuovo Antica Roma auf Pixabay

Auf das Schauen und Ertasten sollten Sie sich beim Bärlauch sammeln nicht ausschließlich verlassen. Bestehen noch letzte Zweifel, ob Sie ein giftiges Herbstzeitlose-Blatt oder ungiftiges Bärlauch-Blatt vor sich haben, führen Sie den Geruchstest durch. Zu diesem Zweck zerreiben Sie das Laub zwischen den Fingern und schnuppern daran. Steigt Ihnen ein deutlicher Knoblauchduft in die Nase, halten Sie ein Bärlauch-Blatt in Händen. Ein giftiges Herbstzeitlose-Blatt riecht nicht.

Vorsicht ist dennoch geboten. Das Gremium des Sondergartens Wandsbeck für die Wahl der Giftpflanze des Jahres macht auf folgendes Problem aufmerksam: Zitat „Beim Pflücken von Bärlauch-Blättern übernimmt die Haut den typischen Knoblauch-Duft. Bei der Geruchskontrolle von versehentlich gesammelten Herbstzeitlosen-Blättern nimmt die Nase deutlich den Geruch von Knoblauch war. Dieser stammt jedoch nicht von den Blättern, sondern von den Händen. Abhilfe kann hier nur besonnenes Sammeln mit einer sicheren optischen Kontrolle der Blätter schaffen. Durch Verwechslung kommt es jedes Jahr zu tödlichen Vergiftungsunfällen.“ (Quelle: Hamburg.de, Giftpflanze des Jahres 2010 Herbstzeitlose)

Quellen: Wikipedia.org, Herbstzeitlose und Wikipedia.org, Bärlauch und Botanikus.de, Herbstzeitlose

Den Fotografinnen und Fotografen herzlichen Dank!

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