Wie eine biblische Plage fällt der Japankäfer über Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlagen und Gärten her und frisst alles kahl. Nach dem Fund mehrerer Japankäfer im schweizerischen Basel wird es auch für das benachbarte Baden-Württemberg ernst: Nach Angaben des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg in Karlsruhe hat sich die Bedrohungslage für den Südwesten damit deutlich verschärft. Sichtungen des Japankäfers sind meldepflichtig. Alles Wissenswerte zum Thema lesen Sie in diesem Ratgeber. Auf geht’s!
Das Beitragsbild ist von (c) Gregoire Dubois auf Flickr
Kurzfassung
Wie sieht der Japankäfer aus und was ist bei einer Sichtung zu tun?
Der Japankäfer ist nur etwa einen Zentimeter groß und hat glänzend-braune Flügel. Sein Kopf schimmert metallisch grün. Erkennungsmerkmal sind fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Weil der Japankäfer hierzulande keine natürlichen Feinde hat, kann er in Gärten und auf Äckern katastrophale Schäden anrichten. Darum wird die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Bei Sichtungen möge man den Japankäfer einfangen, einfrieren und fotografieren. In Deutschland senden Sie das Foto mit Angabe des Fundortes an Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de. In Österreich schicken Sie das Foto an den amtlichen Pflanzenschutzdienst in Ihrem Bundesland.
Japankäfer ist ein meldepflichtiger prioritärer Schädling
Die Europäische Union hat den Japankäfer (Popillia japonica) als einen Schädling eingestuft, der besonders starke Schäden verursachen kann. Die invasive Käferart aus der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae) ist in der Schweiz und in der EU meldepflichtig. Derzeit sind 20 prioritäre Schädlinge gelistet, deren Auftreten besondere Maßnahmen erfordert. In einem Umkreis von einem Kilometer um Käferfunde wird eine Befallszone ausgewiesen und zusätzlich eine Pufferzone von fünf Kilometern. Ziel ist es, zu verhindern, dass weibliche Käfer Eier ablegen. Diese Strategie gelingt nur unter Mithilfe der Bevölkerung. Folgende Bilder mögen dazu beitragen, dass Sie einen Japankäfer erkennen.
Foto von Leslie Saunders auf Unsplash
Japankäfer Aussehen
Der Japankäfer ist ca. 10 mm lang und 6 mm breit. Der Kopf und das Bruststück sind metallisch grün gefärbt, die Flügeldecken sind kupferfarben schillernd. Ein markantes Erkennungsmerkmal sind zwölf weiße Haarbüschel am Hinterleib, fünf am Rand von jeder Seite und zwei am Ende. Die Larven haben die Form von Engerlingen und werden bis zu 30 mm groß.
Lebenszyklus des Japankäfers
Bild von (c) Thomas Shahan auf Flickr
Der Japankäfer entwickelt eine Generation pro Jahr. Im Mai/Juni kriechen die Käfer aus dem Boden und die Freßorgie beginnt. Es wird gefuttert an Blättern, Blüten und Früchten. Dann verpaaren sie sich. Die Weibchen legen 40 bis 60 Eier in feuchten Wiesen und Weiden ab. Aus den Eiern schlüpfen die Larven. Die Engerlinge leben unterirdisch im Boden und ernähren sich von Wurzeln. Überwintert wird im dritten Larvenstadium in 15 cm bis 30 cm Bodentiefe. Im Frühjahr ab ca. + 10° Celsius Außentemperatur wandern die Engerlinge wieder in die oberen Bodenschichten, wo die Nahrungsaufnahme fortgesetzt wird. Nach vier bis sechs Wochen verpuppen sich die Biester und schlüpfen ab Mitte Mai als fertige Käfer. Der Entwicklungszyklus des Japankäfers dauert somit ein Jahr.
Auf diese Wirtspflanzen hat der Japankäfer es abgesehen
Das Wirtspflanzenspektrum des Japankäfers ist sehr groß und umfasst mehr als 300 Pflanzenarten. Folgende Wirtspflanzen sind für Hobbygärtner und die Landwirtschaft besonders relevant:
Obstpflanzen: Wein, Apfel, Kirsche, Pfirsich, Marille, Zwetschke, Haselnuss etc.
Beerenobst: Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren etc.
Ackerkulturen: Mais, Sojabohnen, Kartoffeln etc.
Gemüsepflanzen: Tomaten, Chili, Salat, Kohl, Spargel, Bohnen etc.
Laubbäume: Ahorn, Buche, Eiche, Linde, Ulme, Pappel etc.
Zierpflanzen: Rosen, Flieder, Schmetterlingsflieder, Dahlien, Zinnien, Purpurglöckchen und viele mehr.
Die Larven im Boden fressen an den Wurzeln und unterirdischen Stängeln einer Vielzahl von Gemüse- und Gartenpflanzen, Zierpflanzen und Gräsern. Auf diese Weise nimmt der Japankäfer nahezu alle Zier- und Nutzpflanzen regelrecht in die Zange.
Foto von Richie Bettencourt auf Unsplash
Japankäfer hat ein hohes Schadpotenzial in Europa
Die Fraßtätigkeit der Japankäfer ist an den oberirdischen Pflanzenteilen (Blätter, Früchte, Blüten) zu erkennen. Wo die Schädlinge massenhaft auftreten, kommt es zu Skelettierfraß bis hin zu Kahlfraß an den betroffenen Wirtspflanzen. Durch das Fressen der Japankäfer-Engerlinge an den Wurzeln wird ein Schaden an der Bodenoberfläche von Rasen- und Weideflächen sichtbar. Es bilden sich große, braune Stellen, weil die Gräser absterben.
Sichtung des Japankäfers melden: So machen Sie es richtig
Die EU verfolgt das Ziel, prioritäre Schädlinge, wie den Japankäfer an einer Ansiedlung zu hindern. Hierzu sind die Fachleute auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Wenn Sie einen Japankäfer sichten, sollten sie den Schädling möglichst einfangen, einfrieren und fotografieren. Das Foto schicken Sie mit der Angabe des Fundortes an: Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de. In Österreich schicken Sie das Foto an den amtlichen Pflanzenschutzdienst in Ihrem Bundesland.
Verbreitung des Japankäfers
Der Japankäfer stammt ursprünglich aus Japan und dem fernen Osten Russlands. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Käfer in Nordamerika und Kanada eingeschleppt. In den 1970er Jahren trat der Popillia japonica erstmals in Europa (Azoren) auf. Im Jahr 2014 wurde der invasive Schädling zum ersten Mal auf dem europäischen Festland in Italien festgestellt. Seither geht es Schlag auf Schlag: 2017 im schweizerischen Tessin, 2021 und 2022 in Deutschland (Baden-Württemberg) in aufgestellten Fallen. In Österreich wurde noch kein Japankäfer gefunden.
Auf diesen Wegen breitet der Japankäfer sich aus
Die Ausbreitung des Japankäfers erfolgt auf verschiedenen Wegen. Er kann unabsichtlich mit jeder Art von Transportmittel (z.B. Auto, Bahn) verschleppt werden. Eier und Larven können mit Erde durch Pflanzenhandel aus Befallsgebieten in andere Gebiete gelangen. Die Käfer selbst können sich auch selbstständig über kurze Distanzen (ca. 500 bis 1.000 m pro Jahr) ausbreiten. In Mitteleuropa besteht ein hohes Risiko für eine invasive Ansiedlung des Japankäfers. Nördlich der Alpen herrschen günstige klimatische Bedingungen. Vor allem aber ist hierzulande reichlich Nahrung für die Schädlinge vorhanden.
Bilder: Gartenlaubkäfer von Gernot, Kleiner Junikäfer von Stefan Keller auf Pixabay
Verwechslungsmöglichkeiten des Japankäfers mit heimischen Käfern
Zum Verwechseln ähnlich sieht der Japankäfer dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) und dem Kleinen Junikäfer (Anomala dubia). Beide Arten haben aber keine hellen Haarbüschel am seitlichen Hinterleib. Eine weitere Unterscheidung ist durch das spezielle Alarmverhalten des Japankäfers möglich: Bei Bedrohung spreizt er ein Beinpaar im rechten Winkel von seinem Körper weg, wie Sie es auch von Hummeln kennen.
Fazit
Beim Japankäfer stößt bei vielen Hobbygärtnern die Liebe zur Natur an ihre Grenzen. Wenn man den europäischen Experten Glauben schenkt, kann der aus Japan eingeschleppte Schädling katastrophale Schäden in Hobbygärten, Parkanlagen und in der Landwirtschaft anrichten. Seit kurzem ist der Japankäfer in Deutschland angekommen. Die Lage ist ernst. Darum wird der Schädling von der EU als meldepflichtig eingestuft und die Bevölkerung um Mithilfe gebeten.
Quellen: Wikipedia.org, Japankäfer und Ages.at, Japankäfer und Pflanzenschutzdienst.at, Prioritäre Schädlinge